Historische Beiträge zur historischen Buchwissenschaft

Prof. Bernhard Fabian erhielt Karl-Preusker-Medaille
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Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen (l.), Präsident des BID, überreicht die Preusker-Medaille an Prof. Bernhard Fabian (r.).

Der Anglist und Buchwissenschaftler Prof. Dr. Dr. hc Bernhard Fabian, emeritierter Professor der Universität Münster hat am 31. Oktober bei einem Festakt in der Universitäts-und Landesbibliothek Münster (ULB) die Karl-Preusker-Medaille des Dachverbands der Bibliotheksverbände, Bibliothek & Information Deutschland (BID) e.V., verliehen bekommen. Die Bundesvereinigung würdigte damit Fabians Lebensleistung auf dem Gebiet der historischen Buchwissenschaft.

In seiner Laudatio betonte Dr. Michael Knoche, Direktor der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, die entscheidende Rolle Fabians bei der Wiederentdeckung der deutschen Bibliotheken als geisteswissenschaftliche Forschungsstätten in den 1970er Jahren. Für Knoche waren Fabians Studien und Publikationen ein "Frontalangriff auf den bibliothekarischen Zeitgeist". Damals galten historische Bestände nicht selten nur noch als kultureller Ballast.

Mit seiner 1983 erschienenen Publikation "Buch, Bibliothek und geisteswissenschaftliche Forschung" gab Bernhard Fabian den Anstoß zur Gründung der "Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke", die einen herausragenden Beitrag zur Wahrung des nationalen kulturellen Gedächtnisses leistet. Seit 1989 sammeln und erschließen die sechs Bibliotheken, die sich in dieser Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben, im kooperativen Verbund das gesamte deutschsprachige gedruckte Schrifttum aus der Zeit von 1450 bis heute.

Das von Fabian herausgegebene 47-bändige "Handbuch der historischen Buchbestände" ist die erste umfassende Dokumentation der historischen deutschsprachigen - beziehungsweise im deutschen Sprachraum erschienenen - Bestände in europäischen Bibliotheken. Dieses grundlegende Werk kommt der kulturhistorischen Forschung und der bibliothekarischen Arbeit bis heute unmittelbar zugute. Derzeit arbeitet Bernhard Fabian im Auftrag der Volkswagenstiftung an einer Studie über die Zukunft der kulturellen Überlieferung. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 war er Professor für Anglistik an der Universität Münster.

Die Medaille erinnert an Karl Benjamin Preusker (1786-1871), der am 24. Oktober 1828 im sächsischen Großenhain eine Schulbibliothek gründete, aus der wenig später die erste Öffentliche Bibliothek in Deutschland hervorging. Die Karl-Preusker-Medaille wird seit 1996 an Personen und Institutionen verliehen, die den Kultur- und Bildungsauftrag des Bibliothekswesens fördern und unterstützen. Zu den Persönlichkeiten, die bisher mit der Medaille ausgezeichnet wurden, gehören unter anderem Bundespräsident a. D. Horst Köhler, der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar sowie die Schriftsteller Erich Loest und Peter Härtling.

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v.l.n.r.: Dr. Beate Tröger (ULB Münster), Dr. Frank-Simon Ritz (DBV), Prof. Bernhard Fabian, Dr. Michael Knoche (Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar), Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen (BID)
© ULB

Der Festakt in Münster bildete zugleich den Abschluss der bundesweiten Aktionswoche "Treffpunkt Bibliothek" Dr. Frank-Simon Ritz, stellvertretender Präsident der BID, zog ein positives Fazit: In mehr als 4.700 Veranstaltungen mit mehr als 15.000 Stunden Programm wurden knapp 500.000 Bibliotheksbesucher erreicht. Ritz verwies auf die "Bibliothek als Ort", die mehr und mehr an Bedeutung gewinne. Menschen suchen sie auf nicht nur der Bücher wegen, sondern auch allgemein zum Lernen und um sich mit anderen auszutauschen.