Geschichte und Bestand

Bibliothek des ehemaligen Prämonstratenserklosters in Clarholz

Nicht nur im Mittelalter waren die Klöster Zentren der Bildung. Auch nach Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg - und gerade dann - war die kulturelle Ausstrahlung der Klöster beachtlich. Dies trifft auch auf die Prämonstratenserinnen und Prämonstratenser zu, die in ihren Bibliotheken Schriften bekannter wie unbekannter Autoren ihrer Zeit sammelten, aus deren Klöstern aber auch einige bedeutende Autoren hervorgingen. Ein Teil der bibliophilen Schätze war im Rahmen der Ausstellung "Schätze aus alten Klosterbibliotheken - Das geistliche Leben westfälischer Prämonstratenser im Spiegel ihrer Bibliotheken" in der Zeit vom 5. bis 23. September 1997 auf der Nonnenempore der Pfarr- und Klosterkirche St. Petrus in Oelinghausen zu sehen. Gezeigt wurden Bücher aus den Prämonstratenserklöstern Clarholz, Oelinghausen, Rumbeck und Wedinghausen.

Die Bücher, die die Mönche und Nonnen in den Klöstern lasen, geben Aufschluß darüber, welche Denkrichtungen eingeschlagen wurden, und lassen somit Spekulationen über den Alltag der Prämonstratenserinnen und Prämonstratenser zu. Nicht immer waren es historisch gewachsene Bibliotheken, vielmehr handelte es sich häufig um zufällig zustande gekommene Sammlungen. So brachten beispielsweise neu in die Klöster Eingetretene ihre Besitztümer mit und hinterließen sie nach ihrem Tod den Klöstern.

Ein interessantes Beispiel dafür bietet die Bibliothek des ehemaligen Prämonstratenserklosters Clarholz, aus der der größte Teil der historischen Bücher in der Ausstellung zu sehen ist. Dass es im Clarholzer Prämonstratenserkloster keine eigentliche Klosterbibliothek gab, hat Johannes Meier in seinem Aufatz "Spurensuche" (im Begleitband) überzeugend nachgewiesen. Vielmehr war nach und nach eine Büchersammlung zustandegekommen, als die Konventualen Bände aus dem Privatbesitz durch Schenkung oder im Nachlass an das Kloster gaben. Zahlreiche Bücher sind auch aus anderen Klöstern und kirchlichen Einrichtungen nach Clarholz gelangt. Einige der wertvollen Exemplare stammen von den Benediktinern in Liesborn, Bad Iburg sowie Paderborn, aber auch aus den Jesuitenkollegien Münster und Osnabrück sowie aus einem Kapuzinerkloster, wahrscheinlich aus Münster.

Aus den handschriftlichen Besitzvermerken, die in den Büchern zu finden sind, ergeben sich interessante Rückschlüsse auf die Geschichte des Prämonstratenserklosters Clarholz. Unter den Vorbesitzern sind besonders für die Region um Clarholz bedeutende Persönlichkeiten auszumachen.

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Besonders viele Bücher scheinen zum Ende des 18. Jahrhunderts - kurz vor der Säkularisation im Jahr 1803 - in das Clarholzer Kloster gelangt zu sein. Aus einem Vergleich der Provenienzenliste mit dem Verzeichnis der Mitglieder des Clarholzer Konventes läßt sich folgern, dass die Vorbesitzer in enger Verbindung zu dem Prämonstratenserkloster standen. Viele von ihnen waren dort selbst Mönche und Prediger. In dieser Zeit suchten viele französische Ordensleute, die während der Französischen Revolution verfolgt wurden, weil sie die vom Staat verlangte Eidesleistung nicht erbrachten, Asyl in deutschen Klöstern. So kamen auch zahlreiche Mönche nach Clarholz. Über die gastfreundliche Aufnahme in diesem Kloster schrieb der Prämonstratenser Jean Baptiste Henry in seinem "Journal d'émigration", das im Kloster Clarholz entstand. Er hob in seinen Aufzeichnungen besonders den Prior Karl von Hardungh, den Zellerar Klemens August von Dücker, den alten und den neuen Pfarrer Maximilian Friedrich von Rantzau und Petrus Heinrich Prickartz hervor, die ebenfalls auf der Provenienzenliste zu finden sind.

Eine Beschreibung des Klosterlebens in den letzten Jahren vor der Aufhebung findet sich in der Lebensbeschreibung des Jodocus Temme, Patenkind des letzten Abtes von Clarholz, Jodokus von Oldenzaal.

Hinweise auf Johann Bernhard Wilbrand, den begabten Sohn einer Clarholzer Letter Familie, der von den Prämonstratensern gefördert wurde, finden Sie auf einer eigenen Seite.