"Geliebte Bücher haben ein Exlibris"

Exlibris aus fünf Jahrhunderten in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Krummer Timpen 3-5
Ausstellung-exlibris Gould
Eigenblatt des bedeutenden britischen politischen Karikaturisten Sir Francis Carruthers Gould (1844-1925)

Exlibris (lat. = "aus den Büchern") oder Bucheignerzeichen sind Blätter im Kleinformat, ursprünglich nur zur individuellen Kennzeichnung des Buchbesitzes bestimmt.
Sie werden in der Regel auf die Innenseite des Vorderdeckels geklebt.
Exl. sind meist mit einem Bild geschmückt, können aber auch nur aus Text bestehen. Das Exl. ist im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts zuerst in Deutschland nachweisbar, während des 16. Jahrhunderts dann auch in den anderen europäischen Ländern. Heute wird die Kunst des Exlibris in aller Welt gepflegt. Dabei können alle in der jeweiligen Zeit bekannten grafischen Techniken zur Anwendung kommen: Holzschnitt, Kupferstich, Radierung, Lithographie, Holzstich, Heliogravüre, Klischeedruck, Siebdruck usw. Von Anfang an haben auch führende Künstler Exl. gestaltet, z.B. Dürer, Holbein, Chodowecki, Richter, Klinger, Behmer und Vogeler.

Sehr vielgestaltig ist die Themenpalette der Exl.: Beliebt von Anfang an sind Wappen-Exl., "Redende" Exl., die den Namen des Besitzers oder einen Teil desselben durch bildliche Anspielungen visualisieren, Exl. mit dem Porträt des Sammlers, Exl. mit (oft humoristischen) Hinweisen auf seinen Beruf oder auf inhaltliche Schwerpunkte seiner Bibliothek. Viele Exl. haben sinnbildlichen Charakter oder tragen Sinnsprüche. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Ausstellung-exlibris Rabe
Exlibris von Johannes E. Rabe (1838-1924), Volkskundler aus Hamburg-Bergedorf

Nach einer gewissen Stagnation im 19. Jahrhundert kam es seit etwa 1870 (Historismus, Jugendstil) zu einem qualitativen, aber auch quantitativen Aufschwung des Exl.-Schaffens.
Gleichzeitig beginnt die systematische Sammlung und Erforschung der Exl. 1891 wird die Deutsche Exlibris-Gesellschaft gegründet, im gleichen Jahr die britische Ex-Libris Society, 1903 die Österreichische Exlibris-Gesellschaft; viele andere folgen. Die Exl.-Gesellschaften sind vor allem die Heimat der Exl.-Sammler. Neben das GEBRAUCHSEXLIBRIS tritt jetzt das SAMMLEREXLIBRIS: dabei wird das (meist originalgrafische) Exl. in geringer Stückzahl (50-100) für den Eigner abgezogen. Die Abzüge werden nicht mehr in Bücher eingeklebt, sondern sind für den Tausch unter Exl.-Sammlern bestimmt. Beim modernen Sammlerexl. stehen der künstlerische Wert und die Originalität der Aussage im Vordergrund. Manche Sammler haben sich zu Tauschzwecken von verschiedenen Künstlern hundert und mehr Exl. entwerfen lassen.
Aber auch historische wie moderne Gebrauchsexl. werden gesammelt. Ihnen liegen heute meist Klischees von Zeichnungen oder Originalgrafiken zu Grunde. Ohne Qualitätsverlust lassen sich so viele tausend Exemplare von einem Exl. drucken.

Ausstellung-exlibris Pape
Künstler: Hans Pape (1894-1970). Pape lebte und wirkte seit 1925 in Münster

Die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) versucht in dieser Ausstellung, die Fülle des Materials systematisch und historisch zu gliedern. Doch ist sie sich der Relativität dieser Ordnung wohl bewusst. Zahlreiche Blätter können mehreren Kategorien angehören. So kann z. B. ein Wappen-Exl. zugleich ein Redendes Exl. sein, oder ein Berufsexl. einen umfänglichen Sinnspruch tragen.

Die ULB Münster hat nie ein eigenes Bibliotheksexl. besessen, und doch sind in mehrere tausend Bände ihres Bestandes Exl. eingeklebt. Es handelt sich dabei um Exl. von Vorbesitzern oder um Exl., die die Bibliothek hat anfertigen lassen, um dadurch die Herkunft geschlossen erworbener Sammlungen zu dokumentieren. Viele schöne oder bedeutsame Exl. können in dieser Ausstellung nicht gezeigt werden, da sie in zu große Bücher eingeklebt sind.
Doch besitzt die Bibliothek auch zahlreiche nicht eingeklebte Exl., z.B. im graphischen Nachlass von Georg Broel, in einer großen Sammlung Gelegenheitsgraphik von Markus Behmer und in den graphischen Sammlungen von westfälischen Künstlern wie Lechter, Pape oder Everz.

Ausstellung-exlibris Schaefer
Künstler: Helmut Schäfer (1920-1998); dargestellt ist die Zeche König Ludwig in Recklinghausen

Für die ULB als westfälische Landesbibliothek lag es nahe, das Exlibrisschaffen westfälischer Künstler und westfälische Motive (Landschaft, Volkstum, Industrie und Architektur) im Exl. besonders herauszustellen. Doch gerade hier ist der Bibliotheksbestand lückenhaft. Um so dankbarer sind wir, durch freundliche Leihgaben von Sammlern aus unserer Region auch für Westfalen einen repräsentativen Querschnitt zeigen zu können.

  • Ausstellungsort:
      Universitäts- und Landesbibliothek (Pavillon), Krummer Timpen 3-5, 48143 Münster
  • Ausstellungsdauer::
      26. Februar - 27. März 2004
      geöffnet: montags - samstags 12-17 Uhr; sonntags geschlossen