"Schmücke dich, o liebe Seele"

Editionsprojekt zu Johann Crügers "Geistlichen Kirchen-Melodien" von 1649 abgeschlossen

Johann Crüger (1598–1662) zählt zu den bedeutendsten deutschen evangelischen Kirchenlied-Schöpfern des 17. Jahrhunderts. Knapp 100 Kirchenlied-Kompositionen gehen auf sein Konto. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Paul Gerhardt (1607–1676), dessen Liedtexte Johann Crüger vielfach vertonte, trug zu beider Ruhm und andauernder Rezeption bei. Bemerkenswerterweise gab es bis heute trotz der wegweisenden Rolle seines Werks keine vollständige Quellenedition seiner "Geistlichen Kirchen-Melodien". Diese Lücke ist nun geschlossen: mit der Publikation der Edition in der Reihe "Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster".

Das laut Prof. Dr. Jürgen Heidrich "musikhistorisch spektakuläre" Editionsprojekt begann 2013 mit Unterstützung des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik, Fach Musikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Verantwortlicher Herausgeber ist Burkard Rosenberger, Fachreferent für Musik an der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB). Die musikwissenschaftliche Bedeutung der "Geistlichen Kirchen-Melodien" liegt vor allem darin, dass Johann Crüger einen neuen, instrumental unterstützen Typus des mehrstimmigen Gemeindechorals erschuf, der bei den Kirchenliedkomponisten nachfolgender Generationen ein breites Echo fand.

Zu den bekanntesten Liedern von Johann Crüger, der von 1622 bis zu seinem Tod Kantor an der Berliner Nikolaikirche war, zählen unter anderem die Melodien zu "Nun danket alle Gott", "Nun danket all und bringet Ehr", "Wie soll ich dich empfangen", "Fröhlich soll mein Herze springen" oder "Schmücke dich, o liebe Seele". Seine publizistischen Aktivitäten auf dem Feld des Kirchenliedes begannen im Jahre 1640 mit der Drucklegung der Sammlung "Newes vollkömliches Gesangbuch Augspurgischer Confession". Die zweite Auflage des Crügerschen Gesangbuches erschien 1647, nun erstmals unter dem auch für alle Folgeauflagen beibehaltenen Titel "Praxis pietatis melica". Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein war die "Praxis pietatis melica" das am meisten verbreitete evangelische Gesangbuch im deutschsprachigen Raum.

Edition:
Johann Crügers Geistliche Kirchen-Melodien (1649): Textkritische Edition / hrsg. von Burkard Rosenberger. – Münster: Monsenstein und Vannerdat, 2014. (Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster: Reihe XVIII; Bd. 3) – ISBN: 978-3-8405-0111-1
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