Collectio Erhard

Digitalisat: Von der Widertauffe
Buch aus dem Bestand der Collectio Erhard
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Die Collectio Erhard – eine Sammlung von Schriften Luthers, seiner Freund*innen und Gegner*innen – stammt zum großen Teil aus dem Nachlass des Münsterschen Archivars Heinrich August Erhard (1793–1851), von dem die Bibliothek sie 1852 erwarb. Erhard hatte diese Sammlung an seinen verschiedenen Wirkungstätten in Erfurt, Magdeburg und Münster zusammengetragen. Einen Teil übernahm er aus dem Verkauf der Bibliothek des Velener Pastors Joseph Niesert (1766–1841), der sich durch seine Forschungen zur Westfälischen Geschichte einen Namen gemacht hatte. Die damalige "Bibliotheca Paulina" (heute: ULB Münster) erwarb ebenfalls bei dem Verkauf der Sammlung Nieserts reformatorische Werke, die sie dann in die Collectio Erhard einreihte.

Trotz dieser heterogenen Provenienz ist die Collectio Erhard eine in sich geschlossene Sammlung von 720 Flugschriften und Drucken, die fast ausnahmslos aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen (acht Drucke aus dem 15. Jh. und 30 aus der zweiten Hälfte des 16. Jh.). Etwa nur ein Drittel ist in lateinischer, die restlichen zwei Drittel in deutscher Sprache abgefasst.

Den Mittelpunkt bilden die rund 220 Erst- und Frühdrucke der Schriften Luthers. Es finden sich Beispiele zu fast allen Stationen seines Lebens und seiner theologischen und schriftstellerischen Tätigkeit. Der Ablassstreit, der kirchliche Prozess und innerprotestatische Diskussionen sind ebenso dokumentiert wie die drei großen Programmschriften von 1520.

Um die Luther-Drucke gruppieren sich zeitgenössische Schriften von Humanist*innen, Reformator*innen und katholischen Kontroverstheolog*innen. Reuchlin und Pfefferkorn dokumentieren den "Reuchlinschen Streit" um die Vernichtung jüdischer Schriften.

Von Freund*innen und Mitarbeitenden Luthers sind zu nennen: Johann von Staupitz, Philipp Melanchthon, Nikolaus von Amsberg, Johannes Bugenhagen, Andreas Karlstadt, Urbanus Rhegius, Martin Bucer, Ulrich Zwingli und Oecolampadius. Daneben stehen die lateinischen Humanisten Eobanus Hessus, Ulrich von Hutten und der Westfale Hermann Buschius. Werke westfälischer Autoren stammen von Timan Kemner, Antonius Tunniccius, Johannes Murmellius und Johann Westermann.

Aus Westermanns Feder stammt der sogenannte Lippstädter Katechismus, eine Auslegung der Zehn Gebote, das erste reformatorische Buch Westfalens von 1524, dessen einzig überliefertes Exemplar Bestandteil der Collectio Erhard ist (Faksimile-Ausgabe u.d.T.: Die Schriften Johann Westermanns 1524/1525. Bearb. von Gerhard Klose und Arnold Willer. Lippstadt 1985. Standort: Handschriften-Lesesaal H WES 2.61 C E 583).
Die katholische Kontroverstheologie ist vor allem durch Johannes Eck, Hieronymus Emser und Johannes Chochlaeus vertreten.

Nutzung

Die Collectio Erhard  steht als geschlossene Sammlung im Rara-Magazin der ULB. Die älteste Listung aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. findet sich in der Handschrift Hs 1214. Ein Katalog dokumentiert die gegenwärtige Aufstellung der 'Collectio Erhard' im Rara-Magazin der ULB. Die Werke sind auch in KatalogPlus nachgewiesen.
Die Sammlung wurde komplett digitalisiert und steht im ULB-Portal Kulturgut digital zur Verfügung.