Anton Matthias Sprickmanns Vorlesung zur Geschichte an der Universität Münster

Anton Matthias Sprickmann: Über die deutsche Geschichte und ihre Behandlung in öffentlichen Vorlesungen. – Münster 1785.
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Der Schriftsteller, Jurist und Historiker Anton Matthias Sprickmann wurde am 7. September 1749 als Sohn von Johannes Christoph Ignatius Sprickmann und Anna Maria Theresia Pictorius in Münster geboren. Nach dem Besuch des Paulinums studierte er in Bonn und Göttingen. Es folgte die Promotion in den Niederlanden, nach der er sich als Advocat in Münster niederließ. Unter dem Generalvikar Franz von Fürstenberg arbeitete er in der Verwaltung des Fürstenbistums Münster und wurde 1774 zum Regierungsrat befördert. Als Professor an der Universität Münster lehrte er deutsche Rechtsgeschichte und das deutsche Staats- und Lehnsrecht. Es folgen Lehrtätigkeiten an den Universitäten Breslau und Berlin, bis er 1829 nach Münster zurückkehrte.

Anton Matthias Sprickmann als Literat in Münster

Sprickmanns schriftstellerische Tätigkeiten begannen mit Bühnenstücken, die er um 1770 verfasste. Drei Jahre später gründete er die erste westfälische Dichtervereinigung „Literarische Gesellschaft“ in Münster. Inspiriert durch den Austausch mit anderen Schriftstellern verfasste Sprickmann ab 1776 zahlreich Stücke, wie beispielsweise das Lustspiel „Der Schmuck“, dass nach 1779 von Goethe in Weimar inszeniert wurde. Seine Stücke kennzeichneten sich durch einen hohen Grad an Emotionalität und Dramatik, bis er 1780 seine dichterischen Tätigkeiten beendete.

Nachdem Sprickmann den Kontakt zu seinen Dichterfreunden abgebrochen hatte, schloss er sich dem aufklärerischen Kreis von Münster, der sogenannten familia sacra um die Fürstin Amalie von Gallitzin an. Zu diesem Kreis gehörten unter anderem Franz von Fürstenberg, Bernhard Heinrich Overberg, Franz Hemsterhuis und Maria Sophia Francisca Hüffer, die gemeinsam eine enge Verbundenheit zu Gott betonten.

Zur Gliederung einer Vorlesung – ein Beispiel nach Sprickmann

Titelblatt: Über die deutsche Geschichte
Abb. Titelblatt Über die deutsche Geschichte und ihre Behandlung in öffentlichen Vorlesungen
© ULB

Im Jahr 1785 veröffentlichte Sprickmann in Münster seine Schrift „Über die deutsche Geschichte und ihre Behandlung in öffentlichen Vorlesungen“.

Auf den ersten drei Seiten gliedert Sprickmann die deutsche Geschichte in die älteste, die mittlere und die neuste Geschichte und setzt die deutsche Geschichte in Beziehung zur Geschichte anderer europäischer Staaten. In diesem Zusammenhang stellt Sprickmann heraus, dass deutsche Spuren in der Geschichte anderer europäischer Länder zu finden seien, diese aber durch Revolutionen verschwunden seien. Die deutsche Geschichte sei somit als Muttergeschichte der übrigen europäischen Reiche zu sehen. Nach diesem einleitenden Teil stellt Sprickmann seine eigene Vorlesungsstruktur dar. Demnach solle man mit der ältesten Geschichte, angefangen bei der Gründung Roms, beginnen. Es folgt eine Einheit zur mittleren Geschichte, in der die Verbindung der Kayserwürde mit der deutschen Krone sowie die wichtigsten Revolutionen zu erörtern seien. Abschließend solle die neuste Geschichte thematisiert werden. In diesem Zusammenhang müsse die Zeit ab Maximilian I. so vorgetragen werden, dass auch die allgemeine Geschichte Europas dargelegt werden könne. Ein Schwerpunkt solle aber weiterhin auf der Geschichte Deutschlands liegen. Wichtig war Sprickmann, dass das Staatsrecht zusammen mit der ältesten deutschen Geschichte in einem halben Semester vorgelesen werden sollte.

Sprickmann gibt in seinem Werk „Über die deutsche Geschichte und ihre Behandlung in öffentlichen Vorlesungen“ nicht nur einen Einblick über seine Epocheneinteilung mit den dazugehörigen Ereignissen, sondern liefert auch ein Beispiel für den Aufbau einer historischen Vorlesung am Ende des 18. Jahrhunderts.

Literaturhinweise

GÖDDEN, Walter: Sprickmann, Anton Mathias
In: NDB 24 (2010), S. 754–755

HOEREN, Thomas: Die alte Universität – Anton Matthias Sprickmann (1749–1833)
In: Hoeren, Thomas (Hg.): Münsteraner Juraprofessoren, Münster 2014, S. 11–29

VELTMANN, Wilhelm: Anton Mathias Sprickmann – Staatsdiener und Rechtslehrer zwischen Aufklärung, Sturm und Drang, Klassik und Romantik
In: Erpho Bell (Hg.): Anton Matthias Sprickmann (1749–1833). Dank Gott und Fürstenberg, dass sie mich auf den Weg brachten, Münster 1999, S. 149–166