Franz Wernekincks Icones Plantarum (Pflanzenbilder)

Franz Wernekinck: Icones Plantarum Sponte Nascentium In Episcopatu Monasteriensi. Additis Differentiis Specificis, Synonymis, Et Locis Natalibus; Volumen Primum Continens Tabuals I – C, Editae A Francisco Wernekinck, Med. L., – Monasterii Westphalorum: 1798.
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Der Arzt und Botaniker Franz Wernekinck wurde am 19. Februar 1764 als Sohn von Maximilian Heidenreich Wernekinck (1729–1774) und Anna Maria Gertrud Ringenberg (1738–1797) auf der Burg Vischering bei Lüdinghausen geboren. Über seine Kindheit und Jugend sowie über seine Ausbildung ist nur wenig bekannt. Der Botaniker Hans Kaja verwies darauf, dass Franz Wernekinck in Wien und Marburg Medizin studierte. Kaja geht davon aus, dass Wernekinck 1784 sein Studium aufnahm und sein Interesse an Pflanzen durch den Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin (1727–1817) maßgeblich gefördert worden ist.

Franz Wernekincks Wirken in Münster

Nach seinem Studium ging Wernekinck 1788 nach Münster, wo er seine Tätigkeit als Arzt aufnahm. Gemäß den Bestimmungen der Medizinalordnung von 1773 und 1777 arbeitete er nicht als niedergelassener Arzt, sondern zunächst unter Aufsicht und Anleitung eines erfahrenen Kollegen. Zu Beginn arbeitete er im „Hospital der Barmherzigen Brüder“ und im Zuchthaus. Nach fünf Jahren legte Wernekinck sein Examen beim zuständigen Medizinalkollegium ab und erhielt das Patent eines „geschickten Arztes“. Seine Arbeit im Zuchthaus und im Hospital setzte er nun selbstständig fort und kümmerte sich zudem um Kranke aus dem Münsteraner Gefängnis. Ab 1792 war Wernekinck als Lehrer für Botanik am Paulinischen Gymnasium tätig; fünf Jahre später wurde ihm der Lehrstuhl für Botanik an der Universität Münster übertragen, der im Zuge des Ausbaus der medizinischen Fakultät der Universität eingerichtet wurde. Wernekinck las über die botanische Systematik und über die Flora des Münsterlandes. Schwerpunktmäßig thematisierte er Pflanzen, die für die Landwirtschaft und für die Pflanzenheilkunde relevant waren. Ergänzt wurden seine Lehrveranstaltungen durch Exkursionen in die nähere Umgebung.

Die Gründung des Botanischen Gartens in Münster

Im Zuge der politischen Umstrukturierung durch die Säkularisation und die preußische Besitzergreifung von 1802/03 wurde nicht nur die Verwaltungs- und Justizbehörde neu strukturiert, auch die Universität musste sich umfassenden Neuerungen stellen. Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein hielt in diesem Zusammenhang fest, dass Münster zwar über ein Paulinisches Gymnasium verfüge, die Universität aber unvollständig sei. Es fehle unter anderem ein Botanischer Garten, der in der Folge eingerichtet werden solle. Zur Planung dieses Gartens, der nicht nur in medizinischer, sondern auch in ökonomischer, forst- und technologischer Hinsicht angemessen sein sollte, wurde Franz Wernekinck beauftragt, der im Schlossgarten den geeigneten Platz für den Botanischen Garten sah. Nachdem in Münster 1818 jedoch die juristische und die medizinische Fakultät aufgehoben wurden, wurde der Botanische Garten der philosophischen Fakultät zugeordnet. Von der ursprünglichen Intention, in dem Garten ausländische und fremde Bäume und Pflanzen anzusiedeln, musste zunehmend Abstand genommen werden. Durch die Umstrukturierung der Universität sollten von nun an einheimische Pflanzen im Mittelpunkt stehen. Lediglich in Ausnahmefällen – wenn beispielsweise einheimische Pflanzen besondere Merkmale nicht aufwiesen, diese Pflanzen aber für das Studium relevant waren – sollte auf ausländische Pflanzen zurückgegriffen werden. Die seit der Gründung des Botanischen Gartens existierende Hausgärtnerei sollte auch nach der Umstrukturierung weiterhin bestehen bleiben, da besonders durch den Obstzuchtbau der Garten finanziert werden konnte.

Die Icones Plantarum (Pflanzenbilder)

Tafel im Icones Plantarum
Beispiel einer Tafel aus der Icones Plantarum, Tafel XXI
© ULB
Titelblatt Icones Plantarum
Titelblatt Icones Plantarum mit Darstellung Münsters aus südlicher Perspektive
© ULB

Nachdem sich Wernekinck als Arzt etabliert hatte, begann er bildliche Darstellungen von Pflanzen anzufertigen. Diese Darstellungen nutzte er unter anderem zur Veranschaulichung und Erläuterung seiner Vorlesung sowie zur Vor- und Nachbereitung seiner Exkursionen.

Im Laufe der Zeit entstand eine Sammlung zahlreicher Tafeln, die er in Form eines Drucks 1798 unter dem Namen Icones Plantarum sponte nascentium in Episcopatu Monasteriensi veröffentlichte. Zu diesem ersten Druck gehörte neben einem Titelblatt, auf dem eine Ansicht Münsters aus südlicher Perspektive zu sehen ist, eine Dedikation, ein Vorwort und sechs Textseiten (Kaja, S. 36).

Gewidmet sind die Icones Plantarum dem damaligem Landesherren Maximilian Franz von Österreich (1756–1801), der seit 1784 Kurfürst und Erzbischof von Köln, sowie Fürstbischof von Münster war.

Wertvolle Pläne

Die ULB Münster verwahrt auch Pläne des botanischen Gartens überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt sich bei diesen Plänen und Zeichnungen um außerordentlich wertvolle Dokumente, da sie konkrete Einblicke in die Strukturen des Gartens in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen vermitteln. Sie geben Auskunft über Zahl und Lage von Gewächs- und Betriebshäusern, über die Anordnung der Schaubeete, des Arboretums und insbesondere über den für die "systematische Partie" genutzten Teil des Gartens. Letztere war immer von hohem wissenschaftlichen Interesse, denn Struktur und der Aufbau der Systemanlage spiegeln in eindrucksvoller Weise den jeweiligen Wissensstand der Systematischen Botanik wider.

Pläne des Botanischen Garten

Literaturhinweise

KAJA, Hans: Franz Wernekinck, Arzt und Botaniker (1764–1838) und seine Pflanzenbilder aus dem Münsterland (Kostbarkeiten aus Westfälischen Archiven und Bibliotheken ; 4), Münster 1995

RAABE, Uwe: Franz Wernekinck (1764–1839) und seine floristischen Forschungen im Münsterland
In: Reinhard Feldmann/Johannes Meier (Hgg.): Natur und Geist. Johann Bernhard Willbrand (1779–1846): Mediziner, Anatom, Physiologe, Botaniker und Philosoph, Münster 2012, S. 12–28