Fenster zur Welt

Der Verlag Volk und Welt und die Zensur internationaler Literatur in der DDR
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Ausstellung
vom 6. Dezember 2005 bis 13. Januar 2006
im Ausstellungspavillon der Universitäts- und Landesbibliothek Münster

Krummer Timpen 3-5,
48143 Münster

Mo. bis Fr., 13.00-18.00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

In Zusammenarbeit mit der Agentur Deutsche Einheit Münsterland (ADE-M) zeigt die ULB noch bis zum 13. Januar 2006 eine Ausstellung über den DDR-Verlag „Volk und Welt“. 1947 in Berlin gegründet, galt er als „Leitverlag“ für Auslandsliteratur der DDR. Bis Ende 1989 wurden über 3000 Titel von 1500 Autoren aus mehr als 80 Ländern veröffentlicht.

Die Liste der Autoren umfasst 42 Nobelpreisträger und liest sich wie ein ABC der Weltliteratur: Tschingis Aitmatow, Samuel Beckett, Albert Camus, Friedrich Dürrenmatt, Ilja Ehrenburg, Max Frisch, Günter Grass, Rolf Hochhuth, James Joyce, Ephraim Kishon, Stanislaw Lem, Robert Musil, Pablo Neruda, José Ortega y Gasset, Andrej Platonow, Tadeusz Rózewicz, Antoine de Saint- Exupéry, Kurt Tucholsky, John Updike, Per Wahlöö, Marina Zwetajewa, Isaak Babel, Italo Calvino, Jorge Amado, Gottfried Benn, Elias Canetti, Woody Allen, Simone de Beauvoir und Raymond Chandler.
Viele Autoren und Bücher, die in den fünfziger und sechziger Jahren noch verboten und als „dekadent“ oder sowjetfeindlich von der Zensur ausgegrenzt waren, konnten durch den Verlag „Volk und Welt“ schließlich doch einer lesehungrigen Bevölkerung vorgestellt werden. Um die schwierige, oftmals verspätete Publikation der umstrittensten Autoren ranken sich verwickelte Zensurgeschichten.

Bis 1990 war ‚Volk und Welt’ Eigentum der SED. Nach der Privatisierung publizierte der Verlag noch bis zum Jahre 2001. Zum damaligen Zeitpunkt gelang die Sicherung des Verlagsarchivs, das heute von der Akademie der Künste Berlin bewahrt wird. Das Bucharchiv mit den Verlagspublikationen befindet sich im Eisenhüttenstädter Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR.
Die Ausstellung, die vom Eisenhüttenstädter Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR organisiert wurde, gibt einen Einblick in die Geschichte des Verlages und eine verschiedenen Arbeitsfelder. Sie zeigt anhand ausgewählter Titel und Lektorate die Aushandlungsprozesse bei der Veröffentlichung internationaler Literatur in der DDR.

Zur Ausstellung ist als umfangreiches Buch über den Verlag erhältlich:
Simone Barck, Siegfried Lokatis (Hrsg.):
Fenster zur Welt. Eine Geschichte des DDR-Verlages Volk und Welt
Berlin: Ch. Links Verlag, 2. Aufl. 2005, 440 S., zahlr., teils farbige Abb., 24,90 Euro

Ein Exemplar des Buches befindet sich im Bestand der ULB, Signatur: 3H 78164 (Freihandmagazin)