Italienische Impressionen

bietet ein altes Fotoalbum, das 2018 aus Institutsbeständen in die Universitäts- und Landesbibliothek Münster gelangte. Bedauerlicherweise haben wir keine weiteren Angaben zur Provenienz.

Das Fotoalbum enthielt in 120 Passepartouts 117 Porträtfotos, die aus konservatorischen Gründen aus dem Album entnommen wurden. So konnten auf den Revers spärliche Hinweise gefunden werden, darunter auch Widmungen an die Familie Mazara, nach der diese Fotosammlung benannt wird. Genannt werden u. a. Cristoforo Mazara, Marchese di Torre de‘ Passerti, Barone di Schinaforte (1809–1879) und sein Sohn Panfilo.

Die Fotosammlung umfasst Porträts von Männern, Frauen, Kindern, ja sogar zwei Hunden. Es handelt sich sowohl um unbekannte Privatpersonen als auch Personen des öffentlichen Lebens, z. B. Adelige, Politiker, Wissenschaftler, Künstler, Geistliche oder Militärs aus der Zeit von ca. 1860 bis 1890. Ermittelt wurden u. a. Friedrich III. von Preußen, Margarethe von Italien, Nicholas Wiseman (Kardinal), Benedetto Cairoli, Fiore Properzio, Diego Tajani, Vincenzo Sylos-Labini, Enrico Gagliardi, Carlo Leoni und Costantino Nigra.

Die meisten Fotos sind im Vistiformat (Carte de visite), ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts populäres Format, das die Herstellung kostengünstiger Fotografien ermöglichte. Porträtfotos waren somit kein Luxus mehr, auch Personen mit geringerem Einkommen konnten sich nun in Fotoateliers ablichten lassen. Diese Ateliers ließen zu Schmuck- und Werbezwecken kunstvolle Kartons mit ihrem Namensaufdruck herstellen, auf denen die Fotos aufgeklebt wurden.

So ist die Sammlung Mazara zugleich auch ein „Who’s who“ damaliger italienischer Fotoateliers wie z. B. Bernieri oder H. Le Lieure oder Schemboche (Turin), Carli (Chieti), d’Allessandrini oder G. Borghese (Rom), Luigi Trevisani (Savignano), Ruggero Trevisani (Rimini), Battista Cané (Forli), Pio Ridolfi oder Sorgato (Bologna), Sommer & Behles (Neapel und Rom), Luigi Cella (Messina), Alinari (Florenz) und „Fotografia Romana“ Giovanni Cardilli (Aquila).

Leider wissen wir nicht, ob Fotos und Album tatsächlich von der Familie Mazara stammen oder womöglich ein Porträtsammler die Bilder nachträglich erworben und in das alte Album gesteckt hat. Die Fotosammlung ist (noch) nicht digitalisiert, aber in einer Findliste erschlossen und kann nach Voranmeldung im Handschriften-Lesesaal der Universitäts- und Landesbibliothek Münster eingesehen werden.

Sachdienliche Hinweise zur Herkunft von Fotos und Album sind sehr willkommen.