Geschichte und Bestand

Pfarrbibliothek der kath. Kirchengemeinde St. Laurentius in Erwitte

Ursprünglich schlummerte die Pfarrbibliothek in der Pulverkammer des Wehrturmes der einst "führnehmsten Kirche des Herzogtums Westfalens", der St.-Laurentius-Kirche in Erwitte. Anfang der 80-er Jahre des letzten Jahrhunderts sichtete jedoch das Bistumsarchiv die umfangreichen Archivalien der Pfarrei und man wurde auf den „alten Bücherbestand“ aufmerksam. Mit der Zeit hatte sich viel Schmutz auf die Bücher gelegt, die Luftzirkulation im Turmzimmer war zu gering und die Luftfeuchtigkeit zu hoch, sodass Handlungsbedarf bestand, um den recht zufrieden stellenden Allgemeinzustand der Bände nicht zu gefährden.

Der Bestand umfasst ca. 250 Bände mit Erscheinungsjahr vor 1850, worunter sich sogar fünf Inkunabeln und einige Drucke des 16. Jahrhunderts befinden. Auch die inhaltliche Bandbreite ist nicht eng gefasst: Neben dem Hauptgegenstand Theologie sind ebenso historische und philosophische Werke und vereinzelt auch Titel zur klassischen Philologie vertreten. Die theologischen Werke setzen sich über Bücher zur praktischen Theologie hinaus vor allem aus Predigt- und Erbauungsschrifttum sowie Kommentaren zur Bibel und den Kirchenvätern zusammen.

Zu den Vorbesitzern der Bücher aus der Pfarrbibliothek gehören die bibliophilen Erwitter Pfarrer Heinrich Calen und Heinrich Schüver, die der Bibliothek um 100 Bücher vermachten. Am nachhaltigsten hat jedoch Schüvers Neffe Peter Wilhelm Sprinckmeyer das Profil des Bestandes geprägt. Sprinckmeyer hatte die Erwitter Pfarrstelle von 1702 bis 1744 innne und besaß bereits zu Beginn seiner Amtszeit eine private Büchersammlung von immerhin 36 Titeln. Der Schwerpunkt lag auf der Predigtliteratur, doch ergänzte er diesen Grundstock neben weiteren theologischen Sachgebieten um pädagogische, juristische und historische Abhandlungen – war er doch für die Aufsicht über die Lehrer und die regelmäßige Schulrevision zuständig.
Die Pfarrbibliothek selbst vermehrte Sprinckmeyer während seiner gesamten Amtszeit um 15 Bücher. 1741 gelang es ihm sogar, auf einer Bücherauktion in Lippstadt ein Buch aus der Sammlung des ehemaligen Erwitter Pfarrers Jodocus Vogt zurückzukaufen und der Pfarrbibliothek wieder zuzuführen. Nach seinem Tod umfasste seine private Sammlung fast 50 Bände, die er testamentarisch der Pfarrbibliothek übereignete - unter der Bedingung, dass sein Nachfolger der Bibliothek jährlich ein Buch hinzufügen sollte.