Geschichte und Bestand

Pfarrbibliothek St. Antonius in Hamm-Geithe

Die erst vor wenigen Jahren auf dem Dachboden eines ehemaligen Pastorenhauses entdeckte historische Bibliothek der Pfarrgemeinde St. Antonius gelangte 2004 in die Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Hier wurde der ca. 180 Bände mit etwa 225 Titeln umfassende Bestand eingehend gesichtet, systematisiert und katalogisiert. Nach Abschluss konservatorischer Arbeiten –die je nach Zustand und Wert der Bücher von der einfachen Buchpflege bis zur aufwendigen Restaurierung reichen – soll er an die Gemeinde in Geithe, einer zur Stadt Hamm gehörenden Bauerschaft, zurückgeführt werden.

Bibeldruck, Basel 1506 (Titelblatt)
© ULB

Es handelt sich um eine inhaltlich weit gefächerte (man könnte auch sagen: inhomogene) Sammlung vorwiegend theologischer Literatur mit Werken des 16. bis 20. Jahrhunderts. Die zeitliche Spanne zwischen der ältesten (ein bei Froben in Basel erschienener Bibeldruck aus dem Jahe 1506) und der jüngsten Publikation (ein liturgischer Text von 1987) beträgt nahezu 500 Jahre.

Nahezu die Hälfte der Bände (85) stammt aus dem 18. Jahrhundert, ca. 20% der Werke wurden im 20. und jeweils etwa 15% im 19. bzw. im 17. Jahrhundert gedruckt. 10 Bände (etwa 5%) entstammen dem 16. Jahrhundert.

Der Bestand weist nicht weniger als 57 unterschiedliche Besitzeinträge auf, welche nicht nur Rückschlüsse auf die Herkunft der Bücher zulassen, sondern auch die Geschichte der Pfarrgemeinde widerspiegeln, die in engem Zusammenhang mit dem Wirken des Franziskanerordens steht. So geht die Gründung der Gemeinde St. Antonius im Jahre 1785 auf die um 1750 zunehmenden Missionierungsbestrebungen der Patres zurück, die 1771 zunächst zur Einsetzung des Franziskaners Basilius Behrens als Vikar für die Gebiete der Geithe führten. Unter den Vorbesitzern der überlieferten Bücher ist der Hammer Franziskanerkonvent (im 1455 in Hamm begründeten Kloster ansässig) am häufigsten vertreten.

Inhaltliche Schwerpunkte der Sammlung bilden die Bereiche der Systematischen Theologie (Dogmatik, Polemik, Moraltheologie) sowie der Liturgik mit jeweils etwa 16% Anteil am Gesamtbestand, Biblica (Text- und Kommentarausgaben) sowie kirchengeschichtliche Werke (jeweils ca. 8%). Etwa 15% der Titel sind nichttheologischen Fachgebieten (Biographica, Werke zur Geschichte, Pädagogik, Philosophie, Klassische bzw. Schöne Literatur, Nachschlagewerke) zuzuordnen.

Unter den jüngeren Publikationen verdient eine Sammlung von Hirtenbriefen der Diözese Paderborn besonderes zeitgeschichtliches Interesse. Sie umfasst insgesamt 81 Briefe aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, einschließlich der Jahre 1933–1945.

Zu den Vorbesitzern der Bände wird in Kürze ein Aufsatz auf dieser Website erscheinen.