Aufgaben

Angesichts der Tatsache, dass das zunehmende Bewusstsein für die Gefährdung älterer, wertvoller und schützenswerter Bücher und die Nachfrage nach dieser Literatur durch Wissenschaft und Forschung immer mehr zunehmen, stellen sich die folgenden Aufgaben:

Erschließung durch moderne Kataloge

Grundvoraussetzung jeder Beschäftigung mit älteren, wertvollen und schützenswerten Drucken sind leistungsfähige, nach anerkannten Regeln aufgebaute und EDV-gestützte Kataloge. Die Katalogisierung der im Folgenden beschriebenen Sammlungen erfolgt daher in der Regel direkt in der Arbeitsstelle an der ULB Münster, da hier die Online-Verbindung zum nordrhein-westfälischen Katalogdatenverbund gewährleistet ist und somit Fremdleistungen anderer Bibliotheken genutzt sowie qualitativ hochwertige Katalogdaten produziert werden können. Nach erfolgter Katalogisierung im Verbund wird in der Regel eine Datenbank mit den Katalogdaten für die besitzende Bibliothek erstellt.

Mehr darüber in:
Peter Peitz: "Erschließung älterer Drucke – was ist nötig, was ist möglich?
In: ProLibris 1997, S. 99–103

Buchpflegerische und konservatorische Maßnahmen

Der besorgniserregende, zum Teil sogar katastrophale Zustand vieler älterer und wertvoller Bestände darf nicht zur Resignation führen. Wenn dieses wertvolle Kulturgut nicht der drohenden Vernichtung anheim fallen soll, müssen verstärkt geeignete Restaurierungsmaßnahmen ergriffen werden. Zuvor jedoch müssen konservierende Maßnahmen und die schonende Behandlung der Bücher sowie die richtige, d.h. kühle und dunkle Lagerung der Bestände stehen. Ebenso gilt es, das allgemeine Bewusstsein für ihren historischen und kulturellen Wert zu wecken und zu vertiefen. Daher wird bei den Projekten den konservatorischen Rahmenbedingungen hohe Priorität eingeräumt.

Restaurierung von älteren, wertvollen und schützenswerten Bänden

Sicherung des kulturellen Bucherbes vor drohendem Verfall muss sein. Jedoch sollte immer bedacht werden: Jede Restaurierung stellt einen enormen Eingriff in die Substanz des Buches dar. Daher sollte sie möglichst behutsam erfolgen. Das restaurierte Buch soll nicht "wie neu" aussehen, sondern seine Gebrauchsspuren und seine individuelle Geschichte zeigen.

Nutzbarmachung der Bestände für die Öffentlichkeit

Voraussetzung der Benutzung der Bestände ist vor allem ihre Erschließung. Erst wenn alle bibliographischen Informationen verfügbar sind, können die Bestände regional und überregional genutzt werden. Notwendig ist aber auch ein bestandskundiger Betreuer vor Ort, der auswärtige Benutzer berät. Die Benutzung der älteren Bestände ist prinzipiell auf zwei Arten möglich: Einsicht vor Ort oder Einsicht der gewünschten Literatur in die ULB Münster (Einsichtnahme im Handschriften-Lesesaal). In Ausnahmefällen und wenn die Bestände in keiner größeren Bibliothek nachgewiesen sind, kann der Band auch per Fernleihe versandt werden. Außerdem können die Werke verfilmt oder digitalisiert werden.

Verfilmung und Digitalisierung

Nachdem schon längere Zeit die Möglichkeit bestand, Mikrofilme von älteren, wertvollen und schützenswerten Beständen herzustellen, werden zunehmend die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt. Dies geschieht zum einen in der Digitalisierung ganzer Sammlungen, um die Benutzbarkeit zu verbessern, zum anderen aber auch gezielt als Schutzdigitalisierung, um gefährdete Originale vom Benutzungsdruck zu entlasten.
Beispiele für eine solche Digitalisierung, wie etwa Dokumente aus der Barockbibliothek des Jodokus Hermann Nünning, finden Sie im Digitalisate-Portal der ULB.

Beratung der nebenamtlichen Betreuer

Recht zahlreich sind mittlerweile die Fälle, in denen die Arbeitsstelle in kleineren, nicht über eine Fachkraft verfügenden Bibliotheken in allen Fragen, die mit Katalogisierung und Erschließung, mit Benutzung und Restaurierung zusammenhängen, beratend tätig geworden ist. Dies reicht von Hinweisen zur richtigen Lagerung und Unterbringung der Bücher, zur Begutachtung des Bestandes bis zum Anstoß von Maßnahmen für Katalogisierungs- und Inventarisierungstätigkeiten. Darüber hinaus werden die Mitarbeit bei Ausstellungen (konservatorische Grundsätze), Beratung in Sachfragen, bei Zuschussanträgen (gutachterliche Tätigkeiten), bei Baumaßnahmen und verschiedenen anderen Fragen erwartet, die bei der Verwaltung und Betreuung von Altbeständen entstehen.

Ausstellungen

Um die Bestände nicht nur für Wissenschaft und Forschung zu erschließen, sondern auch dem interessierten Publikum näher zu bringen, sind in den letzten Jahren zahlreiche Ausstellungen organisiert worden. Die Ausstellungen sind bei den Beschreibungen der Projekte einzeln aufgeführt.

Beachten Sie bitte:
Die vorliegende Darstellung kann lediglich in aller Kürze die wichtigsten Entwicklungslinien aufzeigen. Eine ausführliche Bibliothekstopographie enthält das "Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Bd. 3.: Nordrhein-Westfalen A–I", Hildesheim 1992. S. 21–36. Dort finden sich auch weitere Literaturhinweise und ausführliche Beschreibungen der einzelnen Sammlungen.