Das Wichtigste in Kürze

In den kommenden Jahren werden die Bücher in einigen dezentralen Bibliotheken neue Signaturen und damit auch einen neuen Regalplatz erhalten. Anlass dafür sind z. B. Zusammenlegungen von Bibliotheken oder der Umstand, dass die bislang verwendeten Aufstellungssystematiken der Bibliotheken veraltet und daher nicht mehr gut nutzbar sind.

Die neuen Signaturen werden nach der sogenannten Regensburger Verbundklassifikation, kurz RVK, gebildet.

Wenn Sie wissen wollen, was es damit genau auf sich hat, finden Sie auf dieser Seite Informationen zur RVK und zu ihrer Nutzung in Bibliotheken der Universität Münster.

Von der Haus-Systematik zur RVK

"Wo stehen dann hier die Bücher zum Alten Testament / zu Wagner / zur italienischen Sprachwissenschaft / zur Humanbiologie / zur Astrophysik?"

Während diese Frage in der ULB-Zentralbibliothek damit beantwortet werden muss, dass die meisten Bücher im Magazin "völlig durcheinander" stehen und man daher zunächst im Katalog recherchieren muss, kann man in den dezentralen Bibliotheken der Universität Münster bei der passenden Signaturengruppe auch direkt am Regal stöbern, weil hier die Bücher nach einer Aufstellungssystematik thematisch sortiert werden.

Ausdrucke der Haus-Systematiken der Bibliothek des Germanistischen Instituts der Universität Münster (Foto in Originalgröße)
In der Bibliothek des Germanistischen Instituts gibt es gleich vier Haus-Systematiken.
© ULB

Dabei hat jedes Institut seine eigene Haus-Systematik – oder auch mehrere, wenn zum Beispiel Institute und damit auch Bibliotheken zusammengelegt wurden. Man muss sich also in jeder Bibliothek neu orientieren.

Eine solche Systematik muss regelmäßig überarbeitet werden, um z. B. neue Entwicklungen im jeweiligen Fach abbilden zu können. Da dafür aber oft keine Zeit ist, können die Systematiken veralten. Dann kann es z. B. passieren, dass es für neue Themenbereiche keine eigenen Signaturengruppen gibt und Bücher dazu in andere Klassen "dazugepackt" werden. Die Tiefe und die Art der Untergliederung der Systematiken sind zudem oft sehr heterogen, und die Signaturen werden unterschiedlich gebildet – manchmal sogar noch mit römischen Ziffern.

 
Portal der Regensburger Verbundklassifikation
© UB Regensburg

Daher haben einige Bibliotheken der Universität Münster – die z. B. aus mehreren Standorten in ein gemeinsames Gebäude gezogen sind – damit begonnen, ihre Bücher von der bislang genutzten Haus-Systematik auf eine andere Systematik umzustellen: Auf die Regensburger Verbundklassifikation, kurz RVK.

Die RVK ist eine Universalsystematik zur inhaltlichen Erschließung großer Bibliotheksbestände, die an vielen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum zum Einsatz kommt. Vor allem in Bayern sind die meisten Uni-Bibliotheken nach der RVK aufgestellt.

Sie können online in der RVK stöbern oder gezielt nach Themenbegriffen suchen.

Die Struktur der RVK

Die RVK setzt sich aus mehreren Einzelsystematiken für die verschiedenen Wissenschaftsgebiete zusammen: Die Gruppe B steht beispielsweise für Theologie und Religionswissenschaft, in den Gruppen MN–MS findet sich die Soziologie, und unter V stehen Chemie und Pharmazie.

Beispiel für ein Buch mit RVK-Signatur (Foto in Originalgröße)
© ULB

In diesen Hauptgruppen gibt es thematische Klassen, und die Medien in diesen Klassen werden nach Verfasser*in bzw. Herausgeber*in und Titel des Werkes sortiert. Damit stehen dann die Bücher zu einem Thema alphabetisch nach ihren Verfasser*innen sortiert im Regal – und nicht nach der Reihenfolge ihrer Katalogisierung, wie es zurzeit meistens der Fall ist.

Ein Beispiel: Das nebenstehende Buch steht in der Klasse AP 79300 für das Thema "Sonderformen der darstellenden Künste: Zirkus". Nach der Klasse folgt ein Kürzel für den Namen der Verfasserin, Anna-Sophie Jürgens.

Hat ein*e Verfasser*in mehrere Bücher zu einem Thema geschrieben, folgt nach dem Namenskürzel eins für den Titel des jeweiligen Buches. In der Klasse WF 2000 (Allgemeines zur Ökologie der Mikroorganismen, Mikrobiologie) kann man z. B. vom Autor Kevin C. Marshall das Buch "Interfaces in microbial ecology" unter WF 2000 M368 I6 und das Buch "Microbial adhesion and aggregation" unter WF 2000 M368 M6 finden.

 
Vergleich von Signaturen Haussystematik und RVK (Foto in Originalgröße)
© ULB

Vor diesen Angaben zu Thema, Verfasser*in und Titel steht noch ein Kürzel für die Bibliothek, in der das Medium jeweils zu finden ist. So steht z. B. das Zirkus-Buch in der Bibliothek des Gemanistischen Instituts, die das Kürzel "KC" trägt. Damit lautet die vollständige Signatur des Buches KC/AP 79300 J93. Das Werk mit dem Titel "Interfaces in microbial ecology" könnte in der Chemie-Bibliothek unter NA/WF 2000 M368 I6 stehen, und ein Buch namens "Jews and Christians in Medieval Europe" finden Sie in der Bibliothek des Institut für Jüdische Studien unter KW/BD 1430 B918 J59.

Um auf dem Signaturenschild Platz zu sparen, wird das Kürzel für die Bibliothek jeweils einzeln oben auf den Rücken der Bücher geklebt. Auf dem Signaturenschild steht dann nur noch der Teil nach dem Schrägstrich.

Rechts sehen Sie eine alte und eine neue Signatur im Vergleich: Nach der bisherigen Systematik der Germanistik-Bibliothek trägt das Werk die Signatur L XIc L 80, nach der RVK lautet sie KC/ER 945 L192.

Die RVK an der Uni Münster

Einige Bibliotheken der Universität Münster haben begonnen, ihre Bücher auf die RVK umzustellen. Dazu gehören z. B. die Institute für Erziehungswissenschaft, Germanistik, Slavistik, Didaktik der Biologie sowie Chemie und Pharmazie. Für einige Bibliotheken des Historischen Seminars und der theologischen Fakultäten ist die Einführung in Planung; die Bibliothek des Instituts für Jüdische Studien arbeitet bereits seit ihrer Gründung Anfang 2016 mit der RVK.

Sie werden also in KatalogPlus in Zukunft immer häufiger auf Signaturen gemäß der RVK treffen. Wie die Aufstellung in den Bibliotheken "Ihrer" Institute erfolgt, erfahren Sie durch entsprechende Pläne oder Aushänge vor Ort.

Aber man kann diese Systematik nicht nur dazu nutzen, Bücher sortiert ins Regal zu stellen: Man kann die Bücher damit auch "virtuell" sortieren, indem man ihnen die jeweils thematisch passenden RVK-Notationen wie ein Schlagwort mitgibt. Darüber kann man die RVK-Notationen dann für thematische Literaturrecherchen auch in den Bibliotheken nutzen, die ihre Bücher nicht nach der RVK ins Regal stellen.

Über die erweiterte Suche in KatalogPlus können Sie gezielt nach RVK-Notationen suchen.
Sie können auch aus der RVK online von einer Notation aus unter "Suche lokalen Bestand" › "ULB Münster" prüfen, welche Titel mit dieser Notation in unserem Katalog verzeichnet sind.

Das oben erwähnte Kürzel für die jeweilige Bibliothek ist das sogenannte Lokalkennzeichen.
Folgende Lokalkennzeichen werden bislang an der Uni Münster verwendet:

  • FE – Erziehungswissenschaft
    • FE: Freihand-Bestand
    • FEA: Arbeitsstelle für Deutsch-Amerikanische Bildungsgeschichte
    • FEF: Archiv Fachdidaktik Pädagogik
    • FEG: Studienwerkstatt Grundschulforschung
    • FEL: Lese- & Zeitschriftensaal
    • FEP: Präsenzbestand
    • FET: Testothek (Psychologische Tests)
  • FS Sozialwissenschaften
    • FS: Standardbestand
    • FSA: Aasee-Lab
    • FSP: Präsenzbestand
    • FSE: EDZ
  • KC – Germanistisches Institut
    • KC: Präsenzbestand
    • KCB: Studiobühne
    • KCL: Schreib-Lese-Zentrum
    • KCP: Forschungsbibliothek Phonopoetik
    • KCS: Projekt Sprichwörter
  • KH – Slavistik
    • KH: Präsenzbestand
    • KHK: Kapsel (Kleinschriften)
    • KHR: Rara
  • KW – Jüdische Studien
  • OA – Didaktik der Biologie

Informationen für Bibliotheksmitarbeiter*innen

Für die Bibliotheken der Universität Münster, die die RVK einsetzen wollen, hat die ULB in einer Handreichung ausführliche Informationen zusammengestellt.

Bei Fragen rund um die RVK melden Sie sich bitte bei der RVK-Koordinierungsstelle in der ULB: per Mail unter rvk.ulb@uni‐muenster.de oder telefonisch bei Viola Voß (25556) oder Sarah Pielmeier (25538).