Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut

In der ULB Münster wird seit 2006 nach NS-Raubgut geforscht. Grundlage dafür sind die Washingtoner Erklärung (Washington Principles) vom 3. Dezember 1998 und die darauffolgende Handreichung zur Umsetzung der "Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz" vom Dezember 1999: Neufassung 2019.

Die komplett erhaltenen Zugangsbücher der Bibliothek, die damals vor allem auf verbotene Literatur überprüft wurden, werden seit 2012 noch einmal systematisch auf die in der Restitutionsforschung inzwischen als verdächtig erkannten Zugänge durchgesehen. Als verdächtig gelten u. a. Geschenk- oder Tauschlieferungen der Reichstauschstelle und staatlicher Institutionen und Bibliotheken sowie von Antiquariaten aus dem Gebiet des Deutschen Reiches (seit dem 12. März 1938 auch Österreich) und aus besetzten Ländern. Überprüft werden in der ULB Münster auch die Erwerbungen niederländischer Literatur – traditioneller und seit Gründung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft 1920 auch staatlich geförderter Sammlungsschwerpunkt – ab dem Erwerbungsdatum Mai 1940.

Wenn über die Titeldatenrecherche ermittelte Exemplare eindeutig dem entsprechenden Zugangsbucheintrag zuzuordnen sind, folgt die Provenienzrecherche. Nicht weiter überprüft werden Besitzwechsel, die auch ohne den Nationalsozialismus stattgefunden hätten.

Die neu eingerichtete Kategorie "NS-Raubgut" in KatalogPlus weist für jeden ermittelten Band den aktuellen Stand der Recherche nach und gegebenenfalls das Datum der Restitution.

Mit der Rückgabe von 26 Büchern an die wiedergegründete Freimaurerloge "Zur goldenen Mauer" in Bautzen restituierte die Universitäts- und Landesbibliothek Münster am 25. Oktober 2012 erstmalig NS-Raubgut (s. a. Artikel in 'Münstersche Zeitung').