Nachlass Karl Wagenfeld

Karl Wagenfeld (SW-Foto)
© ULB

Zur Person

* 05.04.1869 in Lüdinghausen
† 19.12.1939 in Münster

Karl Wagenfeld wuchs als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Drensteinfurt auf. Das hier umgangssprachlich gesprochene Platt wurde für Wagenfeld zu einem wesentlichen Baustein seines sowohl emotional wie theoretisch gefüllten Volkstums- und Heimatgedanken. Im Anschluss an seine Tätigkeit als Volksschullehrer, von der er frühzeitig vom Preußischen Kultusministerium beurlaubt wurde, war er gemeinsam mit Friedrich Castelle Herausgeber der Zeitschrift „Heimatblätter für die Rote Erde“ sowie Geschäftsführer und später auch Vorstand des Westfälischen Heimatbundes in Münster. Wagenfeld sammelte westfälisches Volks- und Brauchtum sowie Zeugnisse der Plattdeutschen Sprache (Bezeichnungen, Reime und Inschriften) für viele Themenbereiche. Er machte sich durch rege Vortragstätigkeit und zahlreiche Veröffentlichungen in heimatkundlichen Zeitschriften (Quickborn, Niedersachsen, Die Pflugschar) und Tageszeitungen zu diesen Themenbereichen auch überregional einen Namen. 1929 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Münster.

Einen noch weiteren Grad an Bekanntheit erlangte Wagenfeld durch seine zahlreichen literarischen Schriften. Neben Gedichten und Erzählungen sind besonders die Bühnenwerke ‚Hatt giegen hatt‘ und ‚De Antichrist‘ hervorzuheben. Diese wurden von niederdeutschen Bühnen auch über Münster hinaus bis in die Nachkriegszeit immer wieder aufgeführt. In seinem literarischen Schreiben sind zumeist die idealisierte bäuerlich-ländliche Heimat und ein konservativer Katholizismus dominant. Wie viele in der Heimat- und Völkischen Bewegung vertrat Wagenfeld ein Menschen- und Heimatbild, das der Blut-und-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus nahe stand. 1939 wurde ihm vom Gauleiter und Oberpräsidenten Meyer der Westfälische Literaturpreis verliehen.

In den letzten Jahren seines Lebens litt Wagenfeld unter einem schweren Nervenleiden, welches seine Arbeit stark einschränkte, insbesondere konnte er nicht mehr mit seiner rechten Hand schreiben.

Zum Nachlass

Nach dem Erwerb der Bibliothek Wagenfelds 1955 kaufte die Universitäts- und Landesbibliothek Münster 1974 den Nachlass Wagenfelds (inklusive Werkdokumentation) von Grete Wagenfeld, der Ehefrau des Autors.

Der Nachlass enthält sowohl Werke, Korrespondenzen und Lebensdokumente Karl Wagenfelds, als auch zahlreiche Artikel und Dokumente, die sich mit seinem Leben und Wirken beschäftigen und seine Werke verarbeiten. Er ermöglicht einen umfassenden Einblick in Wagenfelds publizistische und literarische Werke und gibt Aufschluss über seine gesellschaftliche Rolle in der regionalen Öffentlichkeit wie in der heimatkundlich-niederdeutschen Bewegung bis in die NS-Zeit. Zudem kann anhand zahlreicher Dokumente, die sich nach Wagenfelds Tod mit Person und Werk beschäftigten, seine Rezeption und Bedeutung bis in die frühe Nachkriegszeit rekonstruiert werden.

Der Nachlass umfasst insgesamt 132 Kapseln und ist durch eine Findliste erschlossen.