Inkunabeln
Die Universitäts- und Landesbibliothek Münster besitzt ca. 900 Inkunabeln. Erstmalig wurde der Begriff Inkunabel im 17. Jahrhundert in Münster verwendet: es war der Münsteraner Domdechant Bernhard von Mallinckrodt, der 1640 das erste große Werk zur Inkunabelkunde anlegte. Er nannte es „De ortu ac progressu artis typographicae“. Darin bezeichnete er die Zeit bis zum Jahr 1500 als „prima typographicae incunabula“.
Zur Sammlung
Die Inkunabelsammlung der ULB Münster ist geschlossen im RARA-Magazin aufgestellt und im Handschriften-Lesesaal benutzbar.
Die meisten Bände sind im Rahmen der Säkularisation nach Münster gekommen. Anhand von Einbandbestimmungen und Besitzeintragungen können 50 Inkunabeln der Abtei Liesborn, 69 dem Kloster Wedinghausen, 38 der Benediktinerabtei Werden und 45 dem Zisterzienserkloster Marienfeld zugeordnet werden. Insgesamt 15 Bände gehörten der alten münsterischen Dombibliothek und 44 der ehemaligen Jesuitenbibliothek.
Inhaltlich entfallen ca. 65 Prozent der Titel auf die Gebiete Theologie und Philosophie im weiteren Sinne. 13 Prozent stammen aus den Bereichen Klassische Philologie, einschließlich mittel- und neulateinischer Literatur, Poetik, Rhetorik und Stilistik. Werke der Jurisprudenz sind mit 10 Prozent vertreten; die insgesamt 36 Bibeln bilden 5 Prozent des Bestandes. Die Bereiche Geschichte und Geographie im weiteren Sinne sind mit 4 Prozent und die Naturwissenschaften (Astronomie, Botanik, Medizin) mit 3 Prozent beteiligt. Unter den vertretenen Offizinen rangieren die Kölner Drucker Quentell, Zell und Guldenschaff, der Baseler Amerbach, der Nürnberger Koberger sowie aus Deventer Paffraet und Jakob von Breda an erster Stelle.
Besonders bedeutsam sind die beiden niederdeutschen Bibeln (Köln um 1478, Inc 87/GW 4307 und Inc 88/GW 4308) mit ihren zahlreichen großformatigen Holzschnitten, die niederdeutsche Bibel von Stephan Arndes (Lübeck 1494, Inc 116/GW 4309) mit ihren ebenfalls berühmten Illustrationen und die deutsche Bibel, gedruckt in Augsburg von Günther Zainer 1475/76, in einem sehr guten Erhaltungszustand aus der Bibliothek Fürstenberg-Stammheim (Inc 843/GW 4298).
Aus der Offizin Koberger liegt die Schedelsche Weltchronik in der lateinischen (Inc 25) und deutschen Fassung (Inc 26, beide 1493) vor.
Von den 7 nachgewiesenen Drucken des Johann Limburg in Münster sind 5 in der Inkunabelsammlung vorhanden, darunter die lateinische Schulkomödie Codrus von Kerckmeister (1485), das erste in Westfalen erschienene Buch (4 an Inc 612).
Sebastian Brants Narrenschiff ist in der von Johann Bergmann von Olpe in Basel gedruckten lateinischen Ausgabe (Inc 807) mit Illustrationen von Dürer vertreten.
Ein ausführlicher kommentierter Katalog ist in Vorbereitung. Ebenso ist ein Nachweis des Bestandes in KatalogPlus geplant sowie auf lange Sicht die Digitalisierung der gesamten Sammlung.
zum bereits digitalisierten Teil der Sammlung.