Nachlass Adolf von Hatzfeld

Adolf von Hatzfeld
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Zur Person

* 3. September 1892 in Olpe
† 25. Juli 1957 in Bad Godesberg

Der dem westfälischen Adel entstammende Adolf von Hatzfeld verlebte Kindheit und Jugend in Hamm und Düsseldorf. Nach dem Abitur 1911 begann er zunächst eine Kaufmannslehre in Hamburg, die er jedoch zugunsten einer Offiziersausbildung in Bückeburg abbrach. Wiederholte Probleme mit den militärisch-autoritären Strukturen führten 1913 zu einem Suizidversuch, den Hatzfeld erblindet überlebte, der aber sein späteres Leben überschattete und als ein Auslöser für seine jahrelange, krisenhafte Ich-Suche gilt.

Trotz seiner Erblindung absolvierte Adolf von Hatzfeld ein Studium der Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte in Münster, Freiburg und Marburg, welches er 1919 mit einer Promotion zum Thema Achim von Arnims "Kronenwächter" und der romantische Roman abschloss. Seine Erblindung hinderte ihn auch nicht daran, 1917 seinen Wohnsitz nach München zu verlegen, als freier Schriftsteller zu arbeiten und 1918 mit dem Roman Franziskus, eines der Hauptwerke des deutschen Expressionismus, erste literarische Erfolge zu feiern. In München pflegte er Bekanntschaften mit so bedeutenden Literaten wie Thomas Mann und Rainer Maria Rilke.

Von 1919 bis 1921 studierte Hatzfeld Psychologie, Philosophie und Volkswirtschaftslehre, danach reiste er viel, häufig nach Italien und Flandern, aber auch nach Skandinavien, Schottland, Nordafrika, Persien, in den Sudan und auf die Krim. Seit Beginn der 1920er Jahre pflegte Hatzfeld Freundschaften zu rheinisch-westfälischen Schriftstellern. 1926 gründete er mit Alfons Paquet den Bund Rheinischer Dichter, ab 1929 engagierte er sich für die Rheinische Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Liga der Menschenrechte.

1929 verlegte Adolf von Hatzfeld nach Eheschließung mit Mathilde Wegeler (Tochter eines Mitinhabers der Sektfirma Deinhard) seinen Wohnsitz von Köln nach Godesberg. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung geriet Hatzfeld in eine persönliche Krise, die zu innerer Isolation, Trennung von seiner Frau und Umsiedlung nach Ense-Bittingen (Kreis Soest) führte. Aus Existenznot trat Hatzfeld 1936 der Reichschrifttumskammer bei und wurde 1937 Mitglied der NSDAP. Neben der Teilnahme an kulturellen Parteiveranstaltungen, widmete er sich auch der Pflege der deutsch-flämischen Beziehungen, insbesondere zu Felix Timmermans. Nach dem Tod seiner Frau kehrte Hatzfeld 1939 zurück nach Godesberg.

In der Nachkriegszeit konnte Adolf von Hatzfeld nicht mehr an seine Vorkriegserfolge anknüpfen, er erlebte Hunger und Krankheiten. Sein pazifistisches Engagement mit Annäherung an kommunistische Positionen passte nicht in die deutsche Nachkriegszeit. Er wurde zum Außenseiter. 1948 musste die Kugel, die sich seit dem Suizidversuch in seinem Kopf befand, herausoperiert werden, was zu einem langen Krankenhausaufenthalt führte. In dieser schlimmen Zeit stand ihm Ruth Faßbender zur Seite, eine Schulfreundin seiner Tochter. Von 1949 bis 1951 arbeitete Hatzfeld für die Wetzlarer Neue Zeitung. 1952 heiratete er Ruth Faßbender, die ihn während seiner Vortragsreisen und monatelangen Aufenthalte in Positano begleitete.

Zum Nachlass

Der 2014 von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster erworbene Nachlass Hatzfeld enthält folgende Dokumente:

  • Berufliche und private Korrespondenz
  • Werkmanuskripte
  • Zeitungs- und Zeitschriftenartikel von und über Hatzfeld
  • Fotos, Tonträger

Der Nachlass ist durch eine Findliste erschlossen.

Lesenswert

Adolf von Hatzfeld Lesebuch : zusammengestellt und mit einem Nachwort von Dieter Sudhoff.
Köln 2007
(Nylands Kleine Westfälische Bibliothek. 14)