Nachlass Karl Schulte Kemminghausen

Karl Schulte Kemminghausen
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Zur Person

* 23.02.1892 in Somborn
† 29.11.1964 in Münster

Karl Schulte Kemminghausen, Sohn des Rektors Wilhelm Schulte Kemminghausen, absolvierte nach dem Abitur 1910 in Dortmund ein Lehramtsstudium der Germanistik an den Universitäten Münster und Halle. Seine Karriere im Schuldienst wurde durch den ersten Weltkrieg unterbrochen, Schulte Kemminghausen meldete sich 1914 freiwillig zum Militär. Die Prüfung für das Lehramt konnte er erst im Januar 1916 nachholen. Im April 1917 geriet Schulte Kemminghausen in französische Kriegsgefangenschaft. Er wurde in das Kriegsgefangenenlager Auch (Departement Gers) verbracht und erst im Januar 1920 entlassen. Danach absolvierte er seinen Schulvorbereitungsdienst am Städtischen Gymnasium in Dortmund. Es folgte eine Anstellung am Realgymnasium in Lünen. Nach seiner Beförderung zum Studienrat 1921 habilitierte sich Schulte Kemminghausen mit einer Schrift zum Thema Die Synonyma Jakob Schöppers beim Germanisten Arthur Hübner an der Universität Münster (1926), wo er im selben Jahr zum Privatdozenten berufen wurde.

Karl Schulte Kemminghausen war 1928 Gründungsmitglied (Schriftführer) der Annette von Droste Hülshoff-Gesellschaft und zeitweise deren stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer. Mit Gründung dieser Gesellschaft begann die institutionell gestützte Beschäftigung mit der westfälischen Dichterin, woran Schulte Kemminghausen großen Anteil hatte. 1932 erschien die erste gedruckte Droste-Bibliografie, bearbeitet von Eduard Arens und Karl Schulte Kemminghausen. Ebenfalls 1932 wurde in Münster in der Johanniter-Kommende ein Drei-Frauen-Museum (Fürstin Gallitzin, Elisabeth Ney und Annette von Droste-Hülshoff) eröffnet. 1936 mietete die Stadt Münster das Rüschhaus an, in dem die Droste-Gesellschaft ein eigenes Droste-Museum einrichten sollte. Karl Schulte Kemminghausen wohnte dort zeitweise und verwaltete das Museum. 1933 trat er der SA und dem NS-Lehrerbund bei und wurde später Oberscharführer. 1934 erhielt Schulte Kemminghausen eine außerordentliche Professur an der Universität Münster. 1937 trat er der NSDAP bei und wurde zum Gau-Fachberater der NSDAP Westfalen-Nord ernannt. Im Rahmen der Gleichschaltung gründete sich 1938 eine neue Droste-Gesellschaft, der auch Schulte Kemminghausen angehörte, die in enger Verbindung zur NS-Frauenschaft unter dem Protektorat von Alfred Meyer (Gauleiter Westfalen-Nord) stand.

Aufgrund seiner Verbindungen zum alten Regime wurde der Germanist, Volkskundler und Droste-Kenner Professor Karl Schulze Kemminghausen 1945 seines Amtes enthoben, erhielt aber 1950 seinen Lehrstuhl an der Universität Münster zurück.

Zum Nachlass

Der in den Jahren 1974 und 1975 von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster erworbene Nachlass Karl Schulte Kemminghausen enthält in ca. 100 Kapseln u.a. folgende Dokumente:

  • Umfangreiche Korrespondenz (beruflich und privat)
  • Werk-, Vortrags- und Vorlesungsskripte
  • Lebensdokumente (auch aus der Kriegsgefangenschaft im ersten Weltkrieg)
  • Zeitungsausschnittsammlungen (u.a. zu westfälischen Autoren und Zeitgeschehen)
  • Autografen- und Dokumentsammlungen zu Persönlichkeiten wie Annette von Droste-Hülshoff, August und Werner von Haxthausen und deren Umkreis (Arnswaldt, Laßberg, Grimm u.a.) und zahlreichen westfälischen Literaten
  • Dokumentsammlungen zu Gesellschaften, denen Schulte Kemminghausen angehörte (Literarische Gesellschaft in Münster, Droste-Gesellschaft u.a.)
  • mutmaßlich Kryptonachlässe von Paul Sartori und Hermann Jellinghaus
  • Die Gästebücher des Rüschhauses von 1908 bis 1944

Autografen und künstlerische Arbeiten von Annette von Droste Hülshoff, die sich im Nachlass Schulte Kemminghausen befanden, wurden der Sammlung Droste-Hülshoff zugeordnet.

Der Nachlass ist durch eine Findliste erschlossen.