Anton Aulke archiviert

Anton Aulke (Porträt von Wilhelm Götting)
© ULB

Im September 2016 wurde der Nachlass des Mundartdichters und Schriftstellers Anton Aulke an die ULB Münster übergeben. Mittlerweile sind 21 Archivkapseln mit Nachlass-Dokumenten in einer Findliste erschlossen, die online eingesehen werden kann.

Der Nachlass enthält – neben Korrespondenzen und Lebensdokumenten – unzählige Werkmanuskripte Aulkes, vom bekannten Schelmenroman „Nies“ bis hin zu Entwürfen für Vorträge, Hörspiele und Rundfunkbeiträge. Das Entziffern vieler Dokumenttitel war für die Nachlassbearbeitenden im Dezernat Historische Bestände eine kniffelige Angelegenheit, denn Plattdeutsch in Verbindung mit oft flüchtig dahingekrakelter Kurrentschrift ist nicht ganz einfach zu lesen. Als besondere Herausforderung entpuppte sich allerdings der Überraschungsfund eines Konvolutes von Feldpostkarten (weder von noch an Aulke) aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, die irgendwie den Weg aus Münsters Kriegsgefangenenlagern in den Nachlass von Anton Aulke gefunden hatten. Mithilfe einer Kollegin aus der Medienbearbeitung der ULB konnten auch noch die Adressfelder von Feldpost in kyrillischer Schreibschrift einigermaßen entziffert und transkribiert werden.

Es sei hier in Anlehnung an den kauzigen Filmhelden Forrest Gump daran erinnert: „Ein Nachlass ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie was man kriegt.“ Und daran, dass wir uns immer noch in der Phase des 100jährigen Gedenkens an den Ersten Weltkrieg befinden. Im Jahr 1918 gab es in Münster drei Kriegsgefangenenlager (Haus Spital, Rennbahn, Infanteriekaserne) mit fast 90.000 Gefangenen unterschiedlichster Nationalitäten. Die Feldpostkarten aus dem Aulke-Nachlass haben ihre Adressaten womöglich nie erreicht. Es sollen im Ersten Weltkrieg über 28 Milliarden Briefe und Karten als Feldpost unterwegs gewesen sein.

Anton Aulkes Nachlassdokumente können nach Voranmeldung im Handschriften-Lesesaal der Universitäts- und Landesbibliothek Münster eingesehen werden.

Birgit Heitfeld-Rydzik