Sammlung Hedwig Kiesekamp

Hedwig Kiesekamp
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Zur Person

* 21. Juli 1846 in Henrichenburg
† 02. März 1919 in Münster

Die auf Haus Henrichenburg geborene Pächterstochter Hedwig Carolina Theodora Maria Huberta Philomene Bracht erhielt nach dem Unterricht in der örtlichen Dorfschule eine einjährige Ausbildung in einer Klosterschule der Ursulinerinnen in Marseyk.

Nach ihrer Eheschließung mit dem Mühlenbesitzer Wilhelm Kiesekamp (später Kommerzienrat und Handelskammerpräsident) am 3. Mai 1864 bezog das junge Ehepaar in Münsters Münzstraße eine Wohnung, die sie von der Familie Rödiger gemietet hatten. In dieser Zeit begann Hedwig Kiesekamps Ausbildung zur Sängerin durch Prof. Dr. Julius Otto Grimm. Sie trat als Solistin in Aufführungen des örtlichen Musikvereins auf und reiste viel als gefeierte Konzert- und Oratoriensängerin. 1868 trat sie zum ersten Mal in Münster auf, 1898 gab sie ihr letztes Konzert.

Der wohlhabende Wilhelm Kiesekamp ließ für sich und seine Familie an der Hüfferstraße eine repräsentative Villa erbauen, die jahrzehntelang im Mittelpunkt des kulturellen Lebens der westfälischen Metropole stehen sollte. Hier wurden nicht nur private Konzerte veranstaltet, hier widmete man sich auch der Literatur in Form von Lesungen und Theaterspielen, was Hedwig Kiesekamp ab den 1880er Jahren zu eigenen schriftstellerischen Versuchen animierte. Nach der erfolgreichen Veröffentlichung von Märchen verfasste sie Dramen, Novellen und Jugendliteratur unter den Pseudonymen L. Rafael und Helene Kordelia.

Die Sängerin und Schriftstellerin Hedwig Kiesekamp verkehrte in prominenten Künstlerkreisen. Der Komponist Max Reger schrieb Lieder für sie, Hans Pfitzner vertonte einige ihrer Gedichte. Sie wurde von Levin Schücking gefördert, mit seiner Tochter Theophanie war sie befreundet. Mit Felix Dahn stand sie im Briefkontakt, er schrieb das Vorwort zu ihrem Lyrikband Gedichte (1888). Ihre Lyrik wurde u.a. von Detlev von Liliencron beeinflusst, den sie finanziell unterstützte. In ihrem Haus verkehrten so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Augustin Wibbelt und Ludwig Wüllner, der die Besucher der Kiesekampschen Villa als einen außergewöhnlichen Kreis im damals ultrakonservativen Münster charakterisierte. Auch Johannes Brahms war hier zu Gast. Auf die Bekanntschaft mit Hermann Löns wurde allerdings keinen Wert gelegt, wie der Löns-Freund und –förderer Max Apffelstaedt in einem Brief bedauerte.

In der Villa Kiesekamp soll 1884 Münsters erster Telefonanschluss installiert worden sein. Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg zerstört.

Zur Sammlung

Die Dokumente der Sammlung Kiesekamp entstammen unterschiedlichen Provenienzen, hauptsächlich aber dem Nachlass des Heimat- und Familienforschers Ludwig Bette. Diese wurden 1975 von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster erworben. 3 Kapseln enthalten u.a. folgende Dokumente:

  • Gedichte
  • Korrespondenz
  • Lebensdokumente und Fotos
  • Artikel und Rezensionen

Der Nachlass ist durch eine Findliste erschlossen.
Weitere Dokumente finden sich in der Sammlung Westfälische Autoren.

Lesenswert

Dietz, Hartmut: Wilhelm und Hedwig Kiesekamp : Kommerz und Kultur gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Münster. Münster: Westfälische Reihe 2014