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WDR ZeitZeichen zu Zar Peter dem Großen

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Der rus­sis­che Zar Peter bekommt schon zu Lebzeit­en von Zeitgenossen den Beina­men „der Große“, denn er hat weitre­ichende Visio­nen. Aber er ist auch ein bru­taler Herrsch­er.
Peter der Große gilt bis­lang nicht nur als äußerst bru­taler Herrsch­er, son­dern auch als intel­li­gen­ter, radikaler Erneuer­er.
Ein Zar, der das Tor nach West­en auf­stößt und sein Land in die Mod­erne führt. Dieses Bild ist nicht ganz falsch, aber unvoll­ständig, wie His­torik­er anhand von neuen Forschun­gen sagen.

Ein Reformer?
Die Kiel­er His­torik­erin Mar­ti­na Win­kler: „Wir kön­nen nicht anfan­gen mit Peter, und die Zeit vorher als düster und sta­tisch darstellen. Das wider­spricht ein­fach kom­plett den Erken­nt­nis­sen der Wis­senschaft.“ Rus­s­land sei nicht so rück­ständig wie behauptet gewe­sen – und Peter nicht der glanzvolle Reformer im Kampf gegen die Tra­di­tio­nen.
Ein Beispiel: Peter befiehlt zwar die Reform des Schul­we­sens und die Ein­rich­tung ein­er Akademie der Wis­senschaften. Doch die konkrete Umset­zung dieser Pläne über­lässt er dem Adel, der seine eige­nen Ziele ver­fol­gt.

Unter­wegs in Europa
Peter stammt aus dem Geschlecht der Romanows. Er ist neugierig und will die Welt erkun­den und ver­ste­hen. Schon als Kind wird er Zar. Sein Blick ist nach West­en gerichtet. Er holt sich Ideen in Europa. Mit ein­er soge­nan­nten „Großen Gesandtschaft“ aus mehr als 250 Per­so­n­en bereist Peter I. das Baltikum, Preußen, Hol­land, Eng­land und zulet­zt das Hab­s­burg­er Reich. Er lässt sich als Zim­mer­mann aus­bilden, baut eine Fre­gat­te. Die Seefahrt und der Auf­bau ein­er Armee sind ihm wichtig.
Zurück in Rus­s­land schnei­det der Zar Adeli­gen eigen­händig die Bärte ab und ver­bi­etet die tra­di­tionellen lan­gen Män­tel mit den weit­en Ärmeln. Er schafft Titel und Stel­lung der ortho­dox­en Patri­archen ab. Den Adel verpflichtet er zum Staats­di­enst und erset­zt tra­di­tionelle Hier­ar­chien durch eine Leis­tungselite. Die Leibeigen­schaft ver­schärft er.

Den Sohn lässt er zu Tode foltern
Doch das Volk mur­rt, der Adel ver­schwört sich gegen ihn. Peter I. reagiert auf Wider­stand immer mit roher Gewalt. Auf­stände lässt er blutig nieder­schla­gen. Seine erste Frau zwingt er ins Kloster. Seinen Sohn Alex­ei, der die Refor­men Peters ablehnt, lässt er von der Thron­folge auss­chließen und 1718 zu Tode foltern. Es ist daher sein Enkel, der als Zar Peter II. den Thron nach ihm besteigen wird.
Als Zar Peter I. im Jahr 1725 starb, trug er bere­its den Beina­men der Große. Zu Recht? Die Kiel­er His­torik­erin Win­kler sagt, es sei „nicht unsere Auf­gabe, jet­zt zu entschei­den, war der Name zu Recht oder nicht zu Recht? Das ist ja kein Name, der von den His­torik­ern oder His­torik­ern im Nach­hinein ver­liehen wurde, son­dern von den Zeitgenossen“.“

(WDR, Maren Gottschalk, Mat­ti Hesse)

Sie kön­nen die Sendung, die am 9.6.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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