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WDR ZeitZeichen zur „Diamant-Sutra“

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Es ist wohl das älteste gedruck­te Buch der Welt: Im Jahr 868 wIrd Chi­na vom Dia­mant-Sutra – einem Text des Mahayana-Bud­dhis­mus – ein Holztafel­druck ange­fer­tigt. In ein­er Höhlen-Bib­lio­thek wird es 1.000 Jahre später wieder­ent­deckt.
Die Mogao-Grot­ten liegen südlich der chi­ne­sis­chen Stadt Dun­huang – an der Gren­ze zur Mon­golei und am Rand der Tak­la­makan-Wüste. Dort befind­et sich ein Sand­stein-Fels­mas­siv mit fünf Pago­den-Klöstern und einem riesi­gen Höh­len­sys­tem, das zwis­chen dem 4. und 14. Jahrhun­dert angelegt wor­den ist.
In den Mogao-Grot­ten, die heute UNESCO-Weltkul­turerbe sind, gibt es neben kun­stvollen bud­dhis­tis­chen Fresken an den Höh­len­wän­den auch zahlre­iche Schreine und mehr als 200 Skulp­turen. Ende des 19. Jahrhun­derts sind viele der ver­lasse­nen Grot­ten mit Wüsten­sand zugewe­ht. Ein­er der weni­gen Men­schen, die damals dort leben, ist der Mönch Wang Yuan­lu, der sich als Wächter ver­ste­ht.

Von Mönchen einge­mauert
Im Jahr 1900 ent­deckt Wang Yuan­lu eines Tages einen ver­bor­ge­nen Durch­gang, der hin­ter ein­er Malerei ver­steckt ist. Der Mönch bricht die Tür auf und blickt in eine Schatzkam­mer: Die Höh­le enthält die größte Bib­lio­thek mit­te­lal­ter­lich­er asi­atis­ch­er Manuskripte in mehr als 20 Sprachen und Schriften.
Die rund 50.000 Schriftrollen stam­men aus dem 4. bis 11. Jahrhun­dert und sind von Mönchen einge­mauert wor­den. Eine der Rollen ist fünf Meter lang und mit Holz­druck­blöck­en in chi­ne­sis­ch­er Sprache beschriftet. Am Anfang ste­ht eine Wid­mung: „Ehrfürchtig hergestellt zur all­ge­meinen Verteilung von Wang Jie, zu Ehren sein­er Eltern am 15. des 4. Monats des 9. Jahrs der Regierungspe­ri­ode Xiantong.“ (Ver­merk in der Dia­mant-Sutra aus ein­er der Mogao-Höhlen)

Eine Bud­dha-Rede über vol­lkommene Weisheit
Nach dem west­lichen Kalen­der ist damit der 11. Mai 868 gemeint. „Damit haben wir einen sich­er datier­baren Druck“, sagt die Tibetolo­gin, Sinolo­gin und Bud­dhis­muskund­lerin Car­men Mein­ert vom Bud­dhist-Road-Pro­jekt der Reli­gion­swis­senschaftlichen Zen­trums „Ceres“ der Ruhr-Uni­ver­sität Bochum. „Und damit sind wir 600 Jahr vor dem Druck der Guten­berg-Bibel.„
Der erste sich­er datier­bare Buch­druck der Men­schheits­geschichte ist eine Über­set­zung aus dem San­skrit: Eine Rede Bud­dhas über die Vol­lkom­men­heit der Weisheit, die so scharf sei, dass sie Dia­man­ten spal­ten könne. Deshalb wird sie als Dia­mant-Sutra bekan­nt. Ursprünglich stammt sie aus Tibet und wurde im ersten Jahrhun­dert ver­fasst. Ein Sutra ist ein Lehrge­spräch zwis­chen Meis­ter und Schüler.

In der British Library ver­wahrt
Das Dia­mant-Sutra gilt heute als ein­er der wichtig­sten Texte des Mahayana-Bud­dhis­mus. Dieser Reli­gion­srich­tung ist in Tibet, Chi­na, Japan, Viet­nam, Tai­wan und Korea weit ver­bre­it­et. Kein Wun­der: Im Text ste­ht, dass es Glück bringe, wenn man das Dia­mant-Sutra weit­er ver­bre­ite. Auch die Schriftrolle aus der Mogao-Höh­le ist eine solche Kopie.
Als um 1905 die Fach­welt auf die Ent­deck­ung der Bib­lio­thek­shöh­le von Mogao aufmerk­sam wird, reisen Forsch­er aus aller Welt dor­thin, um Schriftrollen zu kaufen. Der britis­che Archäologe Aurel Stein kauft 1907 dem Höh­len­wächter Wang Yuan­lu hun­derte Schriftrollen ab – darunter auch das Dia­mant-Sutra. Er bringt sie nach Lon­don in die British Library. Das Dia­mant-Sutra wird dort von 1987 bis 2013 restau­ri­ert und kon­serviert.
“ (WDR, Chris­t­ian Kos­feld, David Rother)

Sie kön­nen die Sendung, die am 11.5.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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