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Deutschlandfunk Nova „Eine Stunde History“: „Berlin 1892: Edvard Munch – Der Kunstskandal im Kaiserreich“

Logo Deutschlandfunk Nova bei Wikimedia Commons„Edvard Munch wusste, wie er sein Inner­stes nach außen trägt. Das Leben des nor­wegis­chen Malers war von Krankheit und Tod geprägt. Das zeigte er auch in seinen Bildern. Damit löste er 1892 bei ein­er Ausstel­lung in Berlin einen Skan­dal aus.
Edvard Munch wächst behütet in einem nor­wegis­chen Dorf auf. Er lernt aber auch schon früh, mit Tod und Trauer umzuge­hen. Seine Mut­ter stirbt 1868 an Tuberku­lose. Edvard Munch ist zu dem Zeit­punkt fünf Jahre alt. Etwa neun Jahre später stirbt seine ältere Schwest­er an Schwind­sucht, und seine jüng­ste Schwest­er hat schwere Depres­sio­nen.

Geprägt von Krankheit und Tod
Krankheit und Tod prä­gen das gesamte Leben von Edvard Munch. Das zeigt er auch in seinen Bildern. Mit sein­er Kun­st kann er nicht nur seine Erfahrun­gen, son­dern auch sein großes Tal­ent aus­drück­en.
Der nor­wegis­che Maler ist ein­er der bedeu­tend­sten Vertreter des Expres­sion­is­mus, also ein­er Kun­strich­tung, die eher Gefüh­le zum Aus­druck bringt, als es zum Beispiel beim Real­is­mus der Fall war.
Das deutsche Kaiser­re­ich ist aber von ein­er kon­ser­v­a­tiv­en Grund­hal­tung geprägt. Kaiser Wil­helm II. legt 1901 fest, dass eine „Kun­st, die sich über die von Mir beze­ich­neten Geset­ze und Schranken hin­wegset­zt“, keine Kun­st mehr sei, „sie ist Fab­rikar­beit.„
Das führt dazu, dass vor allem His­to­rien­malereien und Huldigun­gen pro­duziert wer­den, die sich den Helden der Ver­gan­gen­heit wid­men. Die kon­ser­v­a­tiv­en Malereien sollen die ange­blich glo­r­re­iche Ver­gan­gen­heit der Deutschen ide­al­isieren.

Eine „anar­chis­tis­che Pro­voka­tion“ mit Wirkung
Als Edvard Munch 1892 in Berlin seine Bilder ausstellt, löst er damit einen Kun­st­skan­dal aus, den es in diesem Aus­maß bis dahin nicht gegeben hat. Die Bilder seien eine „anar­chis­tis­che Pro­voka­tion“, die sofort zu ent­fer­nen sei, hieß es.
Sieben Tage nach der Eröff­nung wurde die Ausstel­lung im Architek­ten­haus in der Berlin­er Wil­helm­straße wieder geschlossen. Edvard Munch ist damit schla­gar­tig berühmt und wird in den kom­menden Jahren zu einem inter­na­tion­al bekan­nten Kün­stler.
Sein Bild „Der Schrei“ entste­ht unge­fähr ein Jahr nach der Ausstel­lung in Berlin und ist heute noch aktuell: Das angstvoll aufgeris­sene Gesicht zeigt nicht nur den außeror­dentlichen Schreck­en, den das Gesicht sieht, son­dern gewährt gle­ichzeit­ig einen eben­so erschreck­enden Ein­blick in eine zutief­st ver­störte Seele, die mit dem Gese­henen nicht zurechtkommt.

Ihr hört in Eine Stunde His­to­ry:
- Skan­di­nav­ist Ulrich Brömm­ling beschreibt die Zeit von Edvard Munch in Berlin.
- Kul­tur­wis­senschaftler und Munch-Biograf Hans Dieter Huber blickt auf die Hin­ter­gründe des Skan­dals der Ausstel­lung von Edvard Munch Anfang Novem­ber 1892 in Berlin.
- Dlf-Kul­turredak­teur Ste­fan Kold­e­hoff erläutert die Rolle und Bedeu­tung von Edvard Munch für den Expres­sion­is­mus und die serielle Malerei.
- Deutsch­land­funk-Nova-Geschicht­sex­perte Matthias von Hellfeld erläutert die Sta­tio­nen im Leben von Edvard Munch.
- Deutsch­land­funk-Nova-Reporter Armin Him­mel­rath erin­nert an den Skan­dal, der das deutsche Kaiser­re­ich erschüt­tert hat.“

(Deutsch­land­funk, Markus Dich­mann, Matthias von Hellfeld)

Sie kön­nen die Sendung, die am 4.11.2022 auf Deutsch­land­funk Nova lief, über die Seite des Senders nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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