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WDR ZeitZeichen zu Mary Shelley

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Der Roman „Franken­stein“ macht sie welt­berühmt. Die Schauergeschichte der englis­chen Schrift­stel­lerin Mary Shel­ley entste­ht in einem reg­ner­ischen Som­mer am Gen­fer See.
Als Tochter eines Philosophen und ein­er Frauen­recht­lerin wird Mary God­win in Lon­don geboren. Marys Mut­ter stirbt im Kind­bett. Die Tochter kom­pen­siert Trauer und Ein­samkeit durch die Lek­türe der Büch­er, die ihr der Vater hin­legt. „Book­ish“ nen­nt man das damals spöt­tisch: Mary ist eine Büch­ernär­rin, was nicht unbe­d­ingt ins Frauenide­al der Zeit passt.
Die Erziehung Marys ist standes­gemäß. Doch dann treten die englis­chen Roman­tik­er Lord Byron und Per­cy Bysshe Shel­ley in ihr Leben – mit dem ver­heirateten Shel­ley hat sie mehrere Kinder.

„Natür­liche Würde“ und „Bril­lanz“
Per­cy Shel­ley weiß, wie er die Träume junger, gebilde­ter Frauen ein­fängt. Er sieht blendend aus, schwärmt für die soziale Rev­o­lu­tion. Über Mary schreibt er: „Sie ist san­ft und zart, und den­noch zu glühen­der Empörung und Hass sehr wohl fähig. Wie bere­itwillig bekan­nte ich, dass sie mich an Orig­i­nal­ität, natür­lich­er Würde und Bril­lanz weit über­traf“

Die Geburt des „Franken­stein“
Die berühmteste Episode aus dem gemein­samen Leben des Paares und ihres Fre­un­deskreis­es spielt sich in Cologny am Gen­fer See ab: Als dort eine Gesellschaft um die Shel­leys und Byrons im reg­ner­ischen Som­mer 1816 ihre Abende mit der Erzäh­lung von Geschicht­en ver­bringt, trägt Mary die Geschichte vom „mod­er­nen Prometheus“ vor, der sie unter dem Titel „Franken­stein“ welt­berühmt machen wird.
In Marys Schauergeschichte flickt der Schweiz­er Wis­senschaftler Vic­tor Franken­stein aus men­schlichen Leichen­stück­en einen kün­stlichen Men­schen zusam­men, den er durch Elek­triz­ität belebt. Aber das erhoffte Pracht­stück hat einen Kun­st­fehler: Sein Schöpfer sieht in ihm ein Mon­ster – die fehlende Liebe des Dr. Franken­stein und der Gesellschaft lässt das Wesen dann auch tat­säch­lich zu einem mor­den­den Mon­ster wer­den.
1822 kommt Marys Mann bei einem Segelun­fall in Ital­ien ums Leben. Lord Byron ist bei der Trauerz­er­e­monie anwe­send, der Dichter und Fre­und. Der frühe Tod mit knapp 30 Jahren macht Per­cy Shel­ley zur Leg­ende – das Leben sein­er Frau Mary teilt er bru­tal in zwei Hälften.

Pub­lizistin und Roma­nau­torin
Shel­ley-Biografin Bar­bara Sichter­mann: „Und dann legte sie los und schrieb für Mag­a­zine, also sie arbeit­ete als Pub­lizistin für ganz gutes Geld. Ihr ‚Franken­stein‘ hat­te immer­hin eini­gen Wirbel gemacht, und die Ver­leger waren auf sie aufmerk­sam gewor­den.“ Als Witwe und allein­erziehende Mut­ter macht Mary Kar­riere und schreibt einen Roman nach dem anderen.
Ihr let­zter Liebes­di­enst für ihren ver­stor­be­nen Mann ist die Veröf­fentlichung sein­er Werke und Aufze­ich­nun­gen. Am Ende reist sie noch ein­mal auf den Spuren früher­er Glück­s­jahre in den Süden – eine zwiespältige Erfahrung. „Meine Erin­nerun­gen reißen mich in Stücke“, schreibt sie über diese Reise. 1851 stirbt Mary Shel­ley mit 53 Jahren.“

(WDR, Michael Struck-Schloen, David Rother)

Sie kön­nen die Sendung, die am 30.8.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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